Web-to-print: ein »must to do«
Die Druckindustrie erfindet sich neu
> www.zipcon.deEs gibt Technologien oder technologische Funktionen, die sind von indirektem Nutzen. Aber von enormer Wichtigkeit. Ein Röntgengerät beispielsweise. Es nutzt nicht dem, der sich den Arm gebrochen hat. Sondern dem Arzt, der diesen Armbruch behandelt und wieder heilen soll. Röntengeräte sind also Helfer für die Helfer.
Web-to-print ist auch so ein Mittler, ein mittelbarer und nicht immer
nur ein unmittelbarer Nutzen, Vorteil, Fortschritt. Ein phantastisches
und bislang noch keum ausgelotetes Bündel an
Möglichkeiten und Verianzen, um Marketing und Vertrieb, um der
Information und Dokumentation, dem in der Öffentlichkeit, in
Märkten wahrnehmbaren Erscheinungsbild oder auch der internen
Kommunikation dienenden Medien, Mittel, Maßnahmen signifikant
zu verbessern. Aber direkt angewandt wird es eher von denjenigen, die
auch bislang in der Medienproduktion für Unternehmen,
Verwaltungen, Organisationen verantwortlich waren. Nur haben die es
jetzt oftmals entschieden leichter; was bedeutet, die Effizienz
steigert sich. Nicht selten geradezu explosiv. Zeit- und Kostenaufwand
reduzieren sich. Oftmals dramatisch. Also etwas, was alle –
vor allem die indirekten Nutznießer – bejubeln
sollten.
Leider erlebt man in der Praxis oft das Gegenteil. Diejenigen, die den
größten Nutzen davon haben, kümmen sich
kaum oder nur am Rande darum. Na ja, wie beim Arzt. Wer berät
den schon bei der Auswahl des Röntgengerätes. Im
Notfall hat er und es zu funktionieren. Und so muss man auch wohl in
den Verwaltungen, den Büros, den Organisationen und
Unternehmungen Nutzen, Anwendung und laufenden Betrieb ziemlich strikt
von den Möglichkeiten und Wegen trennen, ein solches Verfahren
erst einmal zu initiieren und zu implementieren.
Sprichwörtlich: Wie die Jungfrau ans Kind kommt, ist die eine
Sache. Was sie mit dem Kind dann macht, die andere.
Bernd Zipper, der Strategieberater, sieht und erklärt
Web-to-print pragmatisch in einer komprimierten Formel: Web-to-print,
sagt er, heißt, Prozesse straffen, damit Menschen besser
zusammenarbeiten. Die Web-to-print-Diskussion ist für viele,
die sich bereits intensiv mit JDF auseinander gesetzt haben, eine Art
deja-vu-Schleife: alles schon mal dagewesen, was man an Vorteilen,
Argumenten, Nutzen, Effekten und Möglichkeiten hört
und gezeigt bekommt.
Kein Wunder, denn JDF ist nichts anderes als ein
„ausführendes Datenformat“ des
Gesamtkonzeptes, und Web-to-print repräsentiert die
Anwendungsebene.
Es geht im Kern um die Kommunikationskette im Druckprozess. Wo immer er
auch beginnen mag. Der Endpunkt ist nicht notwendigerweise nur die
Druck- oder Buchbinderei-Maschine, auch Versand/Logistik/Lager kann in
die Synthese einbezogen werden. „Stille Post“
mittels der menschlichen Erinnerung ist fehleranfällig.
Web-to-print setzt ein System auf, in das – korrekte Nutzung
vorausgesetzt – nicht vergessen, übersehen,
missverstanden werden.
Im komplexen, ineinandergreifenden technischen Workflow der
Kreativität ist heute kaum noch auszumachen, wo die
Druckvorstufe, wo welche Verantwortung welches Mitarbeiters beginnt
oder endet. Druckseiten, das sind Konglomerate aus vielen Elementen aus
vielen Quellen. Um sie zu synchronisieren bedarf es einer datenbank-
und netzgestützten Information und Kommunikation.
Web-to-print-Lösungen setzen dafür die wichtigen
Rahmenbedingung, indem sie die Prozesse irrtumsfrei regeln.
Administrative-kaufmännische Informations- und Regelkreise
werden mit den technischen Workflows verknüpft bzw. vereint.
Manche fürchten die scheinbar „mannlose
Produktion“ – es geht die Mär,
„nur noch der Computer“ regele dann die
Druckproduktion. Falsch! Vieles kann zwar durch die IT und mittels
raffinierter Software „im Hintergrund“ automatisch
gesteuert werden, aber ein Web-to-print-System
überträgt nur die Daten, die Entscheidungen werden
weiterhin von Menschen getroffen. Die Verantwortung wird also nicht
einer seelenlosen Maschine übertragen – sehr wohl
aber all die Routine-Handlungen, die Fachleute nur daran hindern, Zeit
für das Eigentliche und Wichtige zu haben.
Web-to-print funktioniert nach dem Prinzip der Eieruhr-Silhouette: ein
breiter Trichter für die vielfachen Inputs. Der taktgebende
Flaschenhals als der eigentliche Web-to-print-Programm-Kernel. Und eine
Vielzahl von Output-Möglichkeiten. Doch eben: die Vielfach
endet nicht im Chaos, sondern die Vielfalt wird durch die
Standardisierung erst ermöglicht.
„Ende des Fummelns. Der Beginn der puren Vernunft“,
sagte Bernd Zipper dazu in seiner Zusammenfassung.
Prägnante, präzise, pointierte Aussagen aus den Referaten:
— Ziel und Aufgabe von Web-to-print-Lösungen ist nicht alleine
die Verbesserung bestehender Produkte oder Produktionen, sondern das
Erschließen neuer Märkte und Möglichkeiten.
— Die Trennung von Inhalt und Design und ihre Zusammenführung
zum expliziten Dokument ist der Kern der Web-to-print-Architektur in
ihrem Inneren.
— Mit Web-to-print macht man Gestaltung für Menschen
zugänglich und nutzbar, die von sich aus nicht gestalten
könnten.
— Web-to-print ist die Automatisierung von Kreativprozessen.
— In Zukunft werden auch normale Programme per Internetzugriff zur
Verfügung gestellt. Man muss sie nicht mehr auf den eigenen
Rechner laden. Warum sollte man da nicht auch ihre Anwendungen via Netz
abwickeln?
— Web-to-print ist ein Megatrend; die Fülle der
Möglichkeiten verwirrt viele potentielle Anwender. Und diese
Konfusion führt zu Blockadehaltungen. Es bleibt also noch viel
Aufklärungsarbeit zu leisten.
— Die Wege, wie Informationen die Menschen erreichen, werden immer
vielfältiger und individualisierter.
— Ein Online-Shop ist eine Service-Erwartung. Alles muss so
funktionieren, dass die Nutzer nicht konfus werden. Und eine
Web-to-print-Lösung ist stets ein Online-Shop.
— Web-to-print entspricht der modernen Lebensform: man geht dann shoppen,
wenn es einem am besten passt. Das möchte man auch mit
Drucksachenbestellungen tun.
— Individualisierungen und Aktualisierungen sind das Pfund, mit dem
Web-to-print-Lösungen wuchern können. Sie bieten
sekundenaktuelle Richtigkeit.
— Wer als Dienstleister eine Web-to-print-Lösung installiert und
offeriert, muss sich darüber im klaren sein, dass er sich
gesamtheitlich auf eine neue Form des Business einlässt. Man
kann nicht nur Rosinen picken. Es gilt, die Aufgabe
vollständig zu lösen, die mit den Vokabeln
„schnell-einfach-kostengünstig“
charakterisiert wird.
— Die herkömmliche Art, Druckaufträge zu managen, wird
als ein kommunikatives Miteinander verkauft; in Wirklichkeit ist es das
pure Chaos. Dieser Weg ist auf Dauer nicht mehr gangbar und zumutbar.
— Web-to-print ist auch geeignet für alle die modernen
Technologien, die die Art zu kommunizieren oder zu informieren schon
verändert haben und weiter stark verändern werden.
— Web-to-print ist Publishing 2.0
— Ein Name, eine Adresse sind noch keine Personalisierung oder
Individualisierung. Persönlich wird eine Drucksache erst dann,
wenn vom gesamten Inhalt oder der Aufmachung her sich jeder einzelne
Nutzer, Leser darin und damit wohlfühlt. Sich und seine
Interessen wiedererkennt, ernst genommen fühlt und Anregungen
oder Informationen für seinen Geschmack und sein spezifisches
Interesse findet. Identifikation findet über den Inhalt statt,
nicht die äußere Form.
— Die Spielregeln in Marketing und Werbung haben sich verändert.
Zielgenaues Marketing ist erforderlich, schon allein, um Recourcen zu
sparen. Die Individualisierung der Werbebotschaft wird zum Regelfall.
Und viele Produkte brauchen immer mehr eine wertige, emotional
stärkere Botschaft, und damit Werbung. Die Wahrnehmung wird
nur noch durch das Außergewöhnliche gereizt oder
gesteigert. Zu all diesen drängenden Aufgaben hat Web-to-print
gute und passende Antworten, sprich Lösungen parat.
— CI & Branding können eine verlixt tricky Kiste sein.
Es klingt so einfach und ist doch oft so komplex und damit kompliziert.
Vielleicht auch deshalb funktionieren herkömmliche CI-Manuals
nicht mehr, weil die Unterschiedlichkeit und Geschwindigkeit der
Veränderung von Zielgruppen darin keine
Berücksichtigung findet, weil Markttrends nicht schnell genug
aufgegriffen werden. CI-Manuals, gedruckt oder auf CD, sind immer
statisch. Mit Web-to-print-Lösungen dagegen kann man on
demand, nach Bedarf das CI den Erfordernissen anpassen, generell oder
selektiv. Eine ungeheure Chance für Agenturen, Markenpflege
dynamisch zu gestalten, ohne den Überblick zu verlieren.
— Bei Web-to-print steht nicht immer die reine und
ausschließliche Druckkostenverringerung im Mittelpunkt. Die
wirklichen und oft ungemein mächtigen Sparpotenziale liegen im
gesamten administrativen Prozess der (Print)Medien-Vorbereitung,
-Planung, -Erstellung, -Steuerung, in der Logistik, im
ständigen Beibehalten von Aktualität und Richtigkeit
der Medieninhalte. Das verschlingt riesige Summe, die man durch
Web-to-print radikal verringern kann.
— Web-to-print sind Selbstbedienungssysteme für das Marketing.
Das Ziel ist, mit dem gleichen Kostenaufwand mehr Effizienz, Benefits,
Response und damit Umsatz zu generieren.
— Die gestalterischen Möglichkeiten vieler
Web-to-print-Lösungen sind inzwischen so flexibel, dass das
Vorurteil, man könne nur ,Kästchen-Design‘
machen – also Texte oder Bilder bzw. Grafiken in vorgegebene
Rahmen füllen – totaler Nonsens ist. Da es ohnehin
keinen Sinn macht, Kreativität aufgrund technischer
Restriktionen einzugrenzen, ist es auch für Agenturen wichtig
einzusehen, wie sehr Web-to-print ihnen die Chancen gibt, sich auf viel
mehr Aktionsfeldern als bisher zu begeben statt zu fürchten,
es würde ihnen die Arbeit rauben.
— Web-to-print ist immer auch multimedial und hört nicht beim
erstellten PDF-File auf – es geht weiter in internetbasierte
interaktive Reaktions- und Organisationsprozesse. Es
ermöglicht virales Marketing und Dialog-Marketing auch
für Firmen oder Organisationen, die ansonsten mit diesen
Methoden überfordert wären. Freilich müssen
bei so vielen Möglichkeiten und der gesamten gebotenen
Flexibilität Designer und IT-Experten intensiv und
einvernehmlich zusammen- und nicht aneinander vorbei oder sogar
gegeneinander arbeiten. Erst wenn man mehrere Berufsgruppen an einen
Runden Tisch bekommt, hat eine Lösung Aussicht auf baldiges
Ende und guten Erfolg. Von Vorteil ist dabei auch die Integration
interner und externer Mitarbeiter und Dienstleister bzw.
Produktionsabteilungen zu einem virtuellen, aber hocheffizienten Team.
— Marketing braucht heute mehr denn je
Technologie-Unterstützung. Und Web-to-print, dem gelungenen
Versuch, Widerholungen in Arbeitsprozessen zu automatisieren, damit man
sich wieder auf das Kreative konzentrieren kann. Nur so gelingt die
Senkung der Marketing-Prozesskosten. Die Prozesskostenkontrolle plus
die Kostensteuerbarkeit bedeuten Entlastung von ewigen, nutzlichen
Diskussionen.
— Wissen ist der Treibstoff der Industriegesellschaft. Informationen
können Explosivkraft haben. Diese Recourcen eines Unternehmens
muss man bündeln. Bei Web-to-print geht es darum, Wissen und
Informationen scneller, sicherer, individueller zu multiplizieren und
sie zentralisiert zur Verfügung zu stellen. Das ist eine Form
der wirtschaftlichen Intelligenz.
— Printprodukte müssen heute mit Mehrwert versehen werden. Die
Individualisierung beispielsweise eines Kataloges
ausschließlich auf die individuellen Bedürfnisse
eines Kunden – ohne unnützen Ballast – ist
ein solcher Mehrwert, der sich durch Web-to-print relativ
mühelos erreichen lässt.
— Web-to-print ist Vereinfachung. Einmal gelernt, kann man dieses Wissen
für viele Anwendungen benutzen und sich schnell in anderen
Lösungen zurechtfinden.
— Web-to-print bedeutet nicht immer nur, aus einem eigentlichen
Printlayout eine Internet- oder Multimedia-Lösung zu
generieren. Mit moderner Technik geht es auch umgekehrt. Aus der
elektronischen Umgebung heraus Drucke zu generieren, ohne mehr
dafür tun zu müssen, als ein paar Klicks
durchzuführen.
— Die Intelligenz von Web-to-print liegt nicht ausschließlich
in den Programmen. Sie liegt vor allem in der Anwendung. Der Art und
Weise, wie man diese Prozesse in andere Geschäftsprozesse
integriert. Das vor allem wird Drucken noch lange zu einer spannenden
und nützlichen Angelegenheit machen.
— Bei Web-to-print-Evaluationen, -Programmierungen und -Implementierungen
kommt es auf den Systemintegrator an. Eine Person oder ein Team, das
stets das ganze und vor allem auch die potentiellen Ausbaustufen im
Auge behält, damit zu jeder Zeit der richtige
Architektur-Ansatz gewählt wird. Daher ist wichtig, dass die
eingesetzte Software stets skalierbar bleibt. Denn bei der Konzeption
einer Web-to-print-Lösung muss man weit in die Zukunft der
möglichen Einsatzgebiete und Anforderungen schauen.
— Web-to-print kann Anwender auch schnell überfordern. Oder
langweilen. Es bedarf der Konzentration und ständigen
Bereitschaft zur Veränderung, das richtige Maß
zwischen Vereinfachung und Erweiterung der Möglichkeiten zu
finden. Vor allem ist dies dann schwierig, wenn sehr unterschiedliche
Erfahrungen, Berufsgruppen, Interessen gebündelt werden
müssen. Aber dass es grundsätzlich möglich
ist, haben tausende von Implementierung längst bewiesen.
— Der Markt der Web-to-print-Lösungen erscheint unscharf, weil
er so vielschichtig ist. Aber inzwischen gibt es Studien und
Einteilungen, die ihn strukturieren. Man kann lange darüber
streiten, ob man Software kaufen oder mieten soll. Ob man es im eigenen
Hause etabliert oder im Wege des Outsourcing. Aber eins ist ab jetzt
absolut klar: die Zeit der homegrown-Lösungen, der
„das können wir doch auch
selbst“-Mentalität sollte vorbei sein, weil zu viele
solcher Lösungen in der Katastrophe des Scheiterns endeten. Es
gibt so viele gute Lösungen am Markt, es wäre
unsinnig, das Rad zum xten Mal erfinden zu wollen.
— Eine Web-to-print-Lösung lebt immer von der Engine im
Hintergrund. Die kann man mit den altbewähren Mitteln eines
Pflichtenheftes oder einer SWOP-Anlayse immer noch am besten
evaluieren, denn sie muss funktional wie auch von ihrer Anmutung zum
Anwender passen. Vor allem aber heißt die Devise: testen,
testen, testen! Strauchelt ein System während der
Einführung, ist es für immer gestorben.
— Web-to-print-Lösungen müssen im Kreis der
potentiellen Anwender und Nutzer promotet werden. Nicht geschieht von
selbst. Auch sollte ein System immer eine gute Hilfsfunktion oder gar
eine jederzeit erreichbare Hotline haben.
— Die Entscheidung für eine Web-to-print-Lösung muss
immer eine Team-, darf niemals eine von-oben-herab-Entscheidung sein.
Alle, die das System später am Laufen halten oder weiter
entwickeln sollen, müssen zufrieden und überzeugt
sein, sonst kommt keine Motivation auf.
— Selbst wenn man eine große, umfassende, mächtige
Endlösung plant. Anfangen sollte man immer klein und
bescheiden, um Schritt für Schritt Erfahrungen zu sammeln. Nur
nicht zu viel auf einmal. Aber auch nichts auf die lange Bank schieben.
Web-to-print wächst, wie auch die Menschen in ihren Aufgaben
und Erfahrungen wachsen und sich damit verändern.
— Und zum Schluss könnte man dies alles auch in einem Satz
zusammenfassen:
Web-to-print ist kreative Datenintelligenz.
— Bliebe noch nachzutragen: 1998 formulierte der MIT-Professor und
Technologie-Guru John. J. Donovan die Herausforderung des Informations-
und Kommuniktions-Zeitalters, indem er riet: „Reinvent Your
Business on the Web“ – erfinde das, was Du
beruflich tust oder was Dein Unternehmen macht, nach den Regeln des
Internets neu.
Web-to-print ist exakt die Antwort darauf. 10 Jahre später.
Das einzige Tragische: Viel zu wenige auch der Profis der
Printmedienindustrie haben dies eigentlich realisiert und folgen diesem
Trend. Dazu passt, was ein anderer kluger Analytiker und Prognostiker
der Computer-Technologie, Nicholas Negroponte, einst sagt:
„If you don't reinvent your organization someone else
will“.
Zur Zeit sind viele dabei, genau das zu tun. Sie tun, was Drucker
früher taten. Worauf diese oft bald nichts mehr zu tun haben.