Beispielhafte Metamorphose
„Hatten eine Druckerei am A...“
So emotionslos-frei,
persönlich-offen und
konstruktiv-informativ spricht selten ein Unternehmer, wenn er das
eigene traditionsreiche Familienunternehmen schlichtweg aufgeben musste
und einen Neuanfang gewagt hat.
Dirk Scherrer (Bild oben) und sein Zwillingsbruder Frank hatten in
Hannover die Druckerei ihres Vaters (der sie bereits in der 3.
Generation führte) übernommen und wollten mit
Schwung, Ideen und unbedingtem Willen zur Modernität
durchstarten.
Vier Entwicklungen bremsten ihren Elan: Der Standort Hannover war mit
Druckereien kapazitiv hoffnungslos überfrachtet, die
Konjunktur brach ein, gute – ertragreiche – Kunden
blieben binnen kurzer Frist weg. Und eine letzten Endes und summa
summarum nicht gerade innovationsfreudige Mannschaft, die oft mehr auf
Besitzstand als Zukunftssicherung wert legte, verlangsamte das Tempo
der Veränderung dermaßen, dass die Jungunternehmer
die Felle davon schwimmen sahen.
Frank und Dirk Scherrer budgetierten, kalkulierten und kontrollierten
genau. Sie „rödelten“ sich auf dem Markt
„die Zunge aus dem Hals“. Und: Sie setzten sich ein
Limit. Ein genau definiertes „Ende der
Fahnenstange“. Als es erreicht war, gingen sie kompromisslos
zum Amtsrichter und stellten Insolvenzantrag.
Nun sind sie die Druckerei los – aber weder die Kunden noch
die Geschäfte. Ganz im Gegenteil. Jetzt haben sie die Freiheit
und die Möglichkeit, so zu agieren, wie sie es eigentlich
immer schon gewollt haben. Als kreative Produktionsagentur, die
konzeptionell berät, kreative Leistungen ebenso beisteuert (in
der verbliebenen kleinen Vorstufe oder am Markt einkauft) wie mit
befreundeten Druckereien kooperativ zusammenarbeitet. Sie konzentrieren
sich voll auf ihre persönlichen Fähigkeiten als
Berater und Projektmanager, sind durch Erfahrung, Wissen, Lauterkeit
und Einsatzbereitschaft gefragte Mediatoren für die Anliegen
ihrer Kunden. Und können Druck-Leistungen dort einkaufen, wo
sie die geforderte Qualität und Termintreue zu
vernünftigen Konditionen erhalten. „Ohne den Ballast
eines tradierten Betriebes“, vermerkt Dirk Scherrer im
PrintRadio-Interview mit Erleichterung. „Wir machen nun das,
was wir eigentlich immer machen wollten – und durch die
Hemmnisse einer eigenen Druckerei nicht konnten.“
Auch wenn hier ein singulärer Fall, das Schicksal zweier ihren
Prinzipien und ihrer selbst treuen Brüder, einer
einzelnen Druckerei geschildert wird, ist es doch ein geradezu
symbolhaftes Beispiel und eine intensive Anregung für manch
andere Unternehmer der Branche. Im besonderen aber für
Unternehmer-Söhne und -Töchter, die vor gleichen
Situationen stehen und vielleicht nur aus Gehorsam und Pflichttreue
Gefahr laufen, statt sich den Traum ihres Lebens erfüllen zu
können einen Alptraum namens Druckerei erleben müssen
.... !!!