Zollfreie Typografie
Mainz. Und es ist dunkel.
Einst waren sie geachtete Menschen in Agenturen. Heute sind sie zwar auch nicht gerade geächtet, aber verdammt selten geworden (zumindest hierzulande): der reinen (Typo-) Lehre verschworene Typedirectors. Eher sieht man dies als eine Sub-Disziplin der „Mutter“ Artdirection an. Der Graphic Designer als Multixpert: kann alles, weiß alle, macht alles. Was im Praxisalltag vor allem kleinerer Agenturen, ja auch gar nicht anders geht.
Aber eben da, wo es sie gibt oder gab, hatten sie auch das
Bedürfnis, sich ihrer Exotenstellung wegen zusammen zu finden.
Wo wäre dies logischer als in New York, dem Ursumpf
zeitgenössischem Graphic Designs (klar, neben London, Hamburg,
Offenbach, ... und überhaupt: der gesamten Welt). Gesagt, Club
gegründet und eine Bestandsaufnahme gemacht. Jährlich
einmal alles zusammengetragen, was die Damen und Herren Kollegen im
letzten Jahr typografisch gewagt und gewogen zu Stande gebracht hatten.
Die Type Directors Club Show war geboren. Und wurde zur
jährlichen Weltmeisterschaft: Wer hier prämiert wird,
darf mächtig stolz darauf sein.
Bertram Schmid-Friderichs vom Verlag Hermann Schmidt Mainz brachte,
zusammen mit anderen Enthusiasten, die Exponate und damit auch die
Bekanntheit dieses Awards nach Deutschland.
Dieses Jahr, 2007, fand er Verbündete, die Pre-Presentation
besonderes originell zu gestalten. Die Fachhochschule Mainz,
Studiengang Kommunikationsdesign, zeigte erfrischende
Kreativität, die jenseits des bloßen
Höflichkeits-Applauses. Konzeptionell Erste Sahne zog sie in
urig-stimmige Räumlichkeiten des alten Mainzer Zollhafens,
knipste das Licht aus und verteilte Taschenlampen – allein,
um Typografie entdeckbar zu machen.
Was mit Bravour gelang.
Nebenbei-Entdeckung beim recherchierenden Surfen:
Es gibt sie noch, die Kleinodien. Vor allem, wenn es um Typografie
geht. Hier ist eines davon, das ,spatium-magazin‘. Von
virulenter Überzeugungskraft finde ich den Untertitel des
dazugehörigen Firmennamens Typosition: «Botschaft
für Typografie und Gestaltung».
Und siehe da, sie lebt, die Schrift. Und das ist gut so.