Die sich selbst steuernde Maschine
Seit über 5 Jahren ist klar, wohin die Reise geht. Dennoch sind die Ausbildungen in der Printmedienindustrie nicht auf diesen Trend eingestellt. Sie gehen vom längst überholten Bild aus, dass der Drucker gewissermaßen ein Maschinendompteur sei. Komori beweist mit dem Konzept, dass das japanische Unternehmen allen seinen neuen Aggregaten mit auf den Weg gibt, dass genau das Gegenteil der Fall ist: Die Maschine sorgt dank unzähliger Sensoren, einer ausgeklügelten Mess- und Regeltechnik dafür, dass sie nicht nur stabil und 24 Stunden laufbereit bleibt, sondern dass auch die Umrüstzeiten denkbar gering werden und sich die Drucker voll und ganz auf das konzentrieren können, was nach modernem Verständnis die Aufgabe eines Maschinenführers ist: er muss die Qualität vorgeben. Den Rest regeln Soft- und Hardware ganz alleine.
Im deutschsprachigen Raum ist Komori nicht unbedingt eine
Größe – wenngleich der Marktanteil-Zuwachs
(auf noch bescheidenem Niveau) sehr deutlich ausfällt und man
von einer stabilen Kontinuität sprechen kann. In vielen
Ländern, beispielsweise Großbritannien,
logischerweise in etlichen asiatischen Ländern und erst recht
auf dem Heimmarkt Japan ist Komori eine Marke der auf Wirtschaftlicheit
bedachten Druckereien. Wirtschaftlichkeit heisst für Komori:
die Investitionskosten bewegen sich in einem budgetfreundlichen Rahmen
die Umrüstzeiten je Auftrag werden minimiert; sie sollen nicht
weit von Null entfernt sein Hochlauf und „in Farbe
sein“ mit weit unter 100 Bogen (mehr als ein Kurzfarbwerk,
aber um eine Dimension kleiner als Offsetdruck konventioneller Art) die
einmal als Referenz eingestellte Qualität eines
Druckergebnisses (pro Druckjob) wird von der Maschine automatisch
gehalten und alle Einflussfaktoren damit ausgeregelt die Standzeit der
Maschine muss „no downtime“ sein: 24 Stunden, 365
Tage müssen beinahe möglich sein „no waste,
no emission“ – Umweltfreundlichkeit ist oberstes
Ziel, denn alles, was ökologisch ist, ist gleichzeitig auch
höchst ökonomisch: spart Zeit, Geld, Stoffe, Energien
„no thrill“ – nichts, was nur dem
Prestige dienen würde oder ein „nice to
have“, aber kein „must to have“ ist
Veredelungs- und Verarbeitungsprozesse so weit es geht in den
inline-Prozess des Druckens einzubeziehen und somit
„höherwertige“ Drucksachen bei
gleichzeitig gedeckelten Kosten erzeugen zu können
Vor allem beim Aspekt der Ökologie ist bei Komori
wahrscheinlich Branchenprimus. Das Fertigungswerk in Japan hat
testierte null Emissionen, verbraucht de facto keine Umwelt und
Athmosphäre belastenden Energien, die über das
für die Krafterzeugung an den Maschinen notwendige
Maß hinausgehen. Das Unternehmen kann vorrechnen, dass die
verringerte Vorlaufbogenzahl bei Druckjobs im Jahr bei voller
Auslastung der Maschine das Äquivalent etlicher hundert
Bäume an Rohstoff spart. Chemie und Abfälle werden
bis auf ein physikalisch-chemisch nicht vermeidbares
Mindestmaß heruntergefahren – und selbst da lautet
das Entwicklungsziel „null Chemieverbrauch“.
Komori verwirklicht so durch die extrem konsequente Weiterentwicklung
des konventionellen Offsetdrucks (etwas, was auch die anderen
großen Hersteller mit ähnlicher Intensität
betreiben) und durch immensen Einsatz ausgereifter Messe- und
Steuertechnik die Ziele, die man bislang der etwas schwammigen
Begrifflichkeit „digitaler Offsetdruck“ zugerechnet
hat. Zwar keine dynamischen Druckformen (jeder Ausdruck anders), aber
so gut wie ohne Vor- und Anlauf sofort in Farbe sein. Und diese
Qualität über Stunden und Tage und für alle
Wiederholungsfälle zu halten bzw. so nahe zu kommen, dass es
selbst der gewiefteste Drucker unter Aufbringung aller Erfahrung und
Raffinessen konventioneller Maschinensteuerung nicht besser
könnte. Was in Praxis eigentlich heisst: die vollautomatische
Druckmaschine übertrifft schon lange in der Konstanz der
Fortdruckqualität die Fähigkeiten des Menschen,
Maschinen so exakt zu steuern.
Interessant ist diese Maschinenarchitektur vor allem für junge
Menschen, junge Drucker. Sie finden hier vor, was sie seit Kindheit
kennen: Bildschirme und Software. Fertig und aus. Um die Mechanik
müssen sie sich – im Gegensatz zu den
„alten Kollegen von früher“ –
nur noch in sehr geringem Maße kümmern. Ob
vollautomatischer Plattenwechsel oder vollautomatisches Waschen, Um-
und Einstellvorgänge: selbst komplexeste
Arbeitsvorgänge, bei denen man früher
ständig um Maschinen wieseln und dutzende Knöpfe
drücken oder Hebel ziehen musste, können auf
wortwörtlich einen einzigen Knopfdruck zusammengefasst werden
und laufen komplett automatisch, ohne Eingriff des Bedieners ab.
Wird der Drucker überflüssig? Nein, aber die Drucker
können sich als Qualitätsmanger begreifen. Sie sind
Maschinen-Führer im wörtlichen Sinne, nicht
Maschinenknechte oder Handwerker. Sie müssen
wortwörtlich Kopfwerker sein, die komplexe Prozesse
überschauen, um jeweils eine richtige Entscheidung treffen zu
können, die außerhalb von Subjektivität und
Messwerten liegen. Etwa, ob die Farbe nun „gut“
oder zu verändern sei. Formales, wie Formate oder die
Passergenauigkeit, stellt die Maschine ohne Zutun des Druckers ein.
Logisch, dass das Stichwort JDF dabei eine Schlüsselrolle
spielt. Und damit die Steuerung der Maschine auch via Netz –
was die Voreinstelldaten angeht – voll zu realisieren ist.
Mit dem fest in der Unternehmensphilosophie verankerten Grundsatz, die
Erwartungen der Kunden nicht nur zu erfüllen, sondern zu
übertreffen, hat sich das Unternehmen, das derzeit von
Yoshiharu Komori geleitet wird und über 1,2 Mrd. Dollar Umsatz
erzielt, viel vorgenommen. Es stellt sowohl Bogen- wie auch
Rollenoffsetmaschinen her; im Bereich des 16-Bogen-Rollenoffset
führt es weltweit die Zahl der Verkäufe und will nun
auch in den 32-Seiten-Bereich vorstoßen. Für
Verpackungs- und den Druck von Banknoten gibt es eigenständige
Maschinen. Basis der Sheetfed-Offsetmaschinen (Zweidrittel
Umsatzanteil) ist die Lithrone-Baureihe und die kleinere Spica. In
Europa wird rund ein Viertel der Umsätze erzielt, ein
ebensolcher Anteil im amerikanischen Kontinent und rund ein Drittel in
Japan selbst, dem Mutterland.