wenke.net

SWISS PUBLISHING WEEK 2010
— Experten-Mittagsgespräch

«Herr Software und Frau Feature»

Sie kämpfen um ihre Berufe und sind fasziniert von der Raffinesse der Programme. Dabei empfinden sie nicht, zwischen die Mühlsteine zu geraten und zerrieben zu werden, was aber offensichtlich der Fall ist: immer mehr übernehmen die Software-Anbieter die Funktionen, die einst als Skill und Knowhow von recht komplexen Ausbildungsberufen waren. Und User werden zu bloßen Bedienern, die vollständig von der jeweiligen Software abhängig sind. Ohne sie gar nicht arbeiten könnten – und dafür auch noch richtig Geld bezahlen müssen.



Mit letzter Hoffnung klammern sie sich an vage Ideale wie Kreativität und menschliche Genialität, Entscheidungen treffen zu können. Aber ist es wirklich Freiheit, wenn man in der Hölle wählen kann, entweder über’m Grill geschmort oder im feuerheißen Suppenkessel gekocht zu werden? Will sagen: Was immer Berufsleute derzeit und erst recht in Zukunft können, um damit Geld zu verdienen, verdanken würden sie es allenfalls der Großzügigkeit der Programmanbieter, nicht nur automatisierte Workflows zuzulassen, sondern die Programme “zur freien Bedienung” offen zu lassen.

Freichlich mit dem Manko, dass sie dann so komplex und kompliziert werden, um gegen Unbeherrschbarkeit und Bedienungsstress zu tendieren. Trends, Prognosen, Selbsterkenntnisse über sich und die grafischen Berufe. Auch mit solch spannenden Themen werden die Teilnehmer der Swiss Publishing Week konfrontiert. Und können sich ihr eigenes Urteil bilden. Ob sie in diesem offensichtlichen Zielkonflikt möglicherweise zu den Gewinnern oder Verlierern gehören. Provokative Thesen, um Klarheit zu gewinnen. Viele (konträre) Argumente, um die Dramatik auszuleuchten und zu erfassen.

Die eigentliche Dramatik aber liegt vielleicht darin, dass alle immer nur auf den eigenen Beruf, das gewohnte berufliche Umfeld schauen, sozusagen “Innensicht” betreiben. Und alles, was auf dem Markt vor sich geht – Tendenz zum absoluten Diktat der Echtzeit unter Aufgabe bisheriger Qualitätskriterien – schlichtweg vollständig übersehen. Und sich damit in extremer Gefahr befinden. Man beschwört High-Quality und hofft inständig darauf, der Markt möge so gnädig sein, diese zu honorieren.

So packend kann die SPW sein.

Vorschlag:
Podcst auf den MP3-Player laden
und in Ruhe in Auto, Zug, Tram hören.
2 3   M i n u t e n